Die Barrierefrei Umnutzung bestehender Vierseitenhöfe stellt viele ältere Besitzer vor große Probleme. Gleichzeitig gibt es kaum Nachfrage, wenn jemand in die Notlage kommt, den Hof verkaufen zu müssen, während Plätze in Seniorenheimen für kleine Renten unerschwinglich werden. Eigenanteile von 2400 € pro Monat sind heute „normal“, aber mit einer Rente von 1000 € nicht bezahlbar.
Den eigenen Hof um zu planen, um dort möglichst bis ans Lebensende bleiben zu können, und neue Mitbewohner dazu zu gewinnen, wirft viele Fragen auf, die manche Familien jahrelang vor sich herschieben. Wenn man über 70 wird, verliert der Normalverbraucher rapide an Kreditwürdigkeit. Selbst Bausparkassen, in die man jahrelang eingezahlt hat, bekommen da schnell kalte Füße. Eine neue Heizung, ein Barrierefreier Zugang oder ein Treppenlift sind dann kaum noch erreichbar.
Das Spiel lädt ein, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und gemeinschaftlich neue Lösungen zu entwickeln. Generationen übergreifendes Wohnen oder gemeinschaftliches Senioren-Wohnen wird vorstellbar, neue Ideen und Lösungen werden diskutiert, die den einzelnen nicht in den Sinn kämen.
Theatralischer Zugang
Die Aufgabenstellung wurde während des Stadt-Landforum der IBA Thüringen im Juli / August 2023 ausführlich diskutiert. Bauen wird in den nächsten Jahren nicht einfacher in Deutschland. Vor allem die „graue Energie“, also bestehende Bauten, in die einmal viel Energie und Arbeit investiert wurde, ist eigentlich zu kostbar für die Deponie. Dazu kommt wahrscheinlich, dass der Wiederaufbau von Kriegsgebieten wie der Ukraine das Baumaterial für die nächsten 20 Jahre massiv verknappen könnte. „Rurbane Realitäten“, ein junges Team von Architektur Erklärerinnen aus Berlin haben sich auf solche Szenarien und Diskursprozesse spezialisiert und das Spiel produziert.
Beim Festival „miteinander reden“ der Bundeszentrale für politische Bildung in Jena vom 6.-8. September 2023 haben wir das Spiel mit zwei Kleingruppen getestet. Beide Gruppen kamen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Die Pragmatiker etablierten zwei Gewerbebetriebe, eine Familienwohnung und ein Altenteiler-Haus, finanzierten das Vorhaben zügig durch, ließen aber zwei junge Leute im Regen stehen.
Die andere Gruppe trug viele Ideen zusammen, mit Cafe, Schülerbetrieb, Dorfladen und Seniorenwohnung, und erschöpfte die Zeit mit Diskussionen. Dabei flossen gemischte Erfahrungen aus dem realen Leben mit Wohnprojekten ein. Nach der Kleingruppenphase gab es noch eine Stunde Auswertung im Plenum, in denen jeder die Rollenzuschreibung und sein eigenes Erleben nachspüren konnte.
„Ich habe mich überhaupt nicht gesehen gefühlt“, stellte eine Teilnehmerin fest, die eine 16 jährige Dorfbewohnerin verkörperte. „Eigentlich ging es die ganze Zeit nur darum, was das Ehepaar möchte, das das Geld hat“, meinte ein alteingesessener Handwerker. Auf dieser Metaebene wurden nach dem Spiel Machtverhältnisse und Interessenskonflikte sichtbar. „Was soll das ganze denn jetzt eigentlich bringen?“ fragte eine Teilnehmerin. „Genau das, was gerade passiert, diese Diskussion“ antwortete die Moderatorin.
Broschüre "Worüber wir geredet haben" BPB 2024
Weiterlesen unter: https://rurbanerealitaeten.de/Allmende-beleben
Im Frühjahr und Sommer 2024 wollen wir das Planspiel in möglichst vielen Dörfern im Land der tausend Teiche anbieten.
Kontakt
Wenn weitere Orte Interesse an der Durchführung haben, melden Sie sich bitte in der
DRK Beratungs- und Begegnungsstätte Plothen
Telefon 036648 – 673927
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