Brot und Zukunft backen

Gemeinsam Brot backen und die Zukunft gestalten: Ein gemeinschaftliches Projekt für alle Generationen

Vom 18.-20. Mai 2023 trafen sich im Pfarrhof Knau etwa 20 Teilnehmende, um die Themen „Brot und Zukunft“ zu bearbeiten.

Damit nahmen wir den neuen Standort in Knau für eine weitere Beratungs- und Begegnungsstätte in Betrieb. Organisiert wurde das Treffen von der Deutschlandgruppe des International Bosch Alumni Center, einem Zusammenschluss von Projektträgern, die früher einmal von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurden. Der Backofen der Kirchengemeinde war Anstoß für dieses Treffen, bei dem wir öffentlichkeitswirksam Handwerk und Zukunftsplanung vorantreiben wollten.

Konditor Hans Hüller, Bürgermeister von Witzin (MV), ahnte schon, jeder Holzbackofen ist anders: Anbrenndauer, Hitzeverteilung, Backdauer der verschiedenen Teigmischungen brauchen Erfahrung oder Versuch und Fingerspitzengefühl. Der erste Versuch am Himmelfahrtstag ergab eine Serie recht schmackhafter Pizzen, die alle individuell belegen konnten.

Landesprogramm "Solidarisches Zusammenleben"
Bildmotiv aus dem Landesprogramm "Solidarisches Zusammenleben"

Am Freitag begann mit Teigkneten verschiedener Backmischungen. Da Brotteig ruhen, gären, aufgehen muss, hatten wir in den „Ruhezeiten“ Gelegenheit, verschiedene Themen der Daseinsvorsorge zu bearbeiten.

Babette Scurrell gab uns vormittags eine Einführung in die Lektüre von Theresia Wintergerst „Am Puls des langen Lebens – Soziale Innovationen für die alternde Gesellschaft“.

Thomas Meier, Mitbegründer der Lebensgemeinschaft Schloß Tonndorf, berichtete über vielfältige Projekte, die die Lebensgemeinschaft und die Talvolk Genossenschaft in den letzten Jahren angeschoben haben. Sie verstehen sich als BürgerInnen-Initiative für gutes Zusammenleben und eine nachhaltige Entwicklung in den vier Dörfern Hohenfelden, Nauendorf, Tiefengruben und Tonndorf. Dazu gehören seit 14 Jahren die Gründung eines Wald-Kindergartens, der Aufbau einer Schule, sie pflegen Obstwiesen und einen Kräutergarten, betreiben eine große Berufs-Imkerei und einen veganen Cateringservice. In den Gemeinderäten werden Höfe und Baulücken beplant, um Leerstand zu verhindern und Generationen übergreifenden Wohnraum zu bauen. Mit Hilfe verschiedener Spielkarten des Dachverbandes der Ökodörfer in Deutschland GEN (Global Ecovillage Network) bekamen alle Teilnehmer Gelegenheit, eigene Ideen und Phantasien zur zukunftsfähigen Vorsorge zu formulieren.

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Inzwischen waren die Brote fertig und konnten mit zahlreichen Aufstrichen verkostet werden.

Der Natur eine Stimme geben

Dann wurde es Zeit für etwas Bewegung. Ines Flade lud ein zu einem kleinen Spaziergang in den nahegelegenen Schloss Wald um „der Natur eine Stimme“ zu geben.

Die Waldgeragogin aus Jena (Geragogik = Lernen und Bildung für Ältere) versammelt seit vier Jahren monatlich von April bis Oktober Menschen ab 65 Jahre im Wald. Die altersbedingten körperlichen und psychischen Einschränkungen gestatten es häufig nicht mehr, allein einen Waldausflug zu wagen. Ein Fahrdienst ermöglicht die gemeinsame Anfahrt zum vorbereiteten Platz im Wald. Dort erwartet die kleine Gemeinschaft eine Feuerschale, Sitz und Ruhemöglichkeiten, Zelte zum Schutz gegen Regen. Auftakt wie Abschluss bekommen besondere Aufmerksamkeit mit einer Wahrnehmungsübung.

"Der Natur eine Stimme geben" - Waldgeragogin Ines Flade aus Jena beim Waldausflug
"Der Natur eine Stimme geben" - Waldgeragogin Ines Flade aus Jena beim Waldausflug

Dem Jahreslauf folgend sammelt die Gesprächsrunde Geschichten und Lieder, erzählen vom Alltagserleben und der Befindlichkeit des einzelnen. Dann gibt es eine Zeit, in der jeder für sich allein im Kontakt mit der Natur sein kann – körperlich wahrnehmend und kreativ gestaltend. Im folgenden Austausch erfahren sie Neues von Blume und Blatt, tragen Wissen und Erinnerungen zusammen, jede*r mit einer Pflanze des Moments – dem Klee, dem Gras, dem Springkraut, der Brennnessel dem Fingerhut, dem Farn, jedes spricht mit eigener Form und Farbe. Auf diese Weise begegnen die Ältesten den Elementen, der Gemeinschaft und immer wieder sich selbst.

So hatten auch wir Gelegenheit, anhand von Pflanzen, die jedem begegneten ins Ressourcendenken zu kommen: was ist wichtig, wie kann ich meine Ressourcen gewinnbringend einsetzen, wo fühle ich mich für die Gemeinschaft gerufen, wie kann ich nicht nur Brot backen, sondern gemeinschaftliche Daseinsvorsorge gestalten?

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